Firmengeschichte
Die Gründung der Firma Rudolf Röss geht auf das Jahr 1895 zurück. Als beauftragter Bauleiter des bayerischen Fortifikationsbauamts wurde Johann Jäger von München nach Ingolstadt beordert. Jäger war ein zu damaligen Zeiten recht bekannter Baumeister, der unter anderem den Bau des bedeutenden Forts „von der Tann“ leitete, in dem übrigens Charles des Gaulle während des ersten Weltkriegs als Kriegsgefangener eingesessen war.
Jäger ließ sich hier sehr bald nieder und gründete kurz darauf zusammen mit seinem Schwager eine eigene Firma, die Bauunternehmung Jäger und Schuster, die er zwei Jahre später – nach der Trennung von seinem Geschäftspartner – alleine weiterführte. Nachdem die Stadt 1826 endgültig zur Bayerischen Landesfestung bestimmt worden war, erfolgte ab 1828 ein sukzessive bis in die 1890er Jahre fortschreitender Ausbau zum zentralen Waffenplatz und Zufluchtsort von König Ludwig I im Kriegsfall. Im Zuge umfassender Baumaßnahmen musste auch die Logistik, in erster Linie das Schienennetz, erweitert und den geänderten Anforderungen angepasst werden.
Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts: Rudolf Röss.
Im Zuge der weiteren Stadtentwicklung Ingolstadts errichtete der Kirchenbauverein St. Antonius am 26. Juli 1914 die St. Antonius-Kirche. Sie entstand in zentraler Lage nahe des Hauptbahnhofs nach Plänen des Nürnberger Architekturbüros Vonwerden und Behringer. Von dem Planungsbüro erhielt der damals 24-jährige Architekt Rudolf Röss den Auftrag zur Bauleitung für das Projekt. Engagiert und kompetent führte er die Aufgabe aus.
Er lebte sich rasch in seiner neuen Heimat ein und knüpfte auch privat erste Kontakte. Bei seinem Aufenthalt im nahe gelegenen Wirtshaus Bonschab, das Johann Jäger neben seiner Bauunternehmung betrieb, lernte er dort dessen Tochter Katharina kennen. Die beiden heirateten im Jahr 1917. Mit Rudolf Röss kam ein hoch qualifizierter Techniker in die Familie Jäger, der im Hinblick auf seinen kurz darauf folgenden Eintritt in die Firma das Spektrum von der reinen Bauausführung hin zur Planung erheblich ausweitete. Jäger und Röss arbeiteten noch ein paar Jahre in ihren alten Geschäftsbeziehungen weiter, bis Rudolf Röss ab dem Jahr 1924, nach der Pensionierung Jägers, die Firma alleine führte.
Geprägt von den bekannten geschichtlichen Ereignissen gelang es ihm, die Firma in den nächsten fast 20 Jahren durch zwei Währungsreformen zu bringen und unter teilweise sehr schlechten Rahmenbedingungen sogar stetig weiterzuentwickeln.
Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts: Manfred Röss und Rudolf Röss.
Im Jahre 1953 übernahmen die beiden Söhne Manfred und Rudolf die Geschäftsführung der Bauunternehmung. Unter ihrer Leitung erfuhr die Firma in den Jahren des Wiederaufbaus im Zeichen des Wirtschaftswunders ein enormes Wachstum, so dass in Spitzenzeiten bis zu 250 Mitarbeiter beschäftigt waren.
Während der Ölkrise und den darauf folgenden Wirtschaftsrezessionen in den siebziger und achtziger Jahren gelang dem Unternehmen durch Konsolidierung eine Anpassung an die veränderten Gegebenheiten des Marktes, ohne dabei in den Kernbereichen des Leistungsspektrums an Schlagkraft und Präsenz zu verlieren.
Schon sehr früh intensivierte die innovativ denkende Firmenleitung den Einsatz kostengünstiger und effizienter Bauweisen wiezum Beispiel die Lang-Bauweise (DRP. a.) nach Architekt Johann Lang und den Stahlbetonfertigteilbau. Während weiterhin noch alle Sparten des Hochbaus bis hin zum Ingenieurbau abgedeckt waren, führte Offenheit für Neues im Jahre 1964 schließlich zum Aufbau eines eigenen Fertigteilwerks – eine sehr wichtige Voraussetzung für das erfolgreiche Weiterbestehen der Firma Röss.
Heute: Rupert Röss und Rudolf Röss.
Ab 1995 übernahmen die Söhne der bisherigen Geschäftsführer, Rupert und Rudolf Röss, die Verantwortung für die Firma. Damit leitet seit der Gründung durch Johann Jäger nunmehr die vierte Generation die Geschicke des Unternehmens. Der strukturbedingte Rückgang der Bautätigkeit in den alten Bundesländern nach der Wiedervereinigung führte im Baugewerbe zu einem massiven Abbau an Beschäftigungszahlen.
Die Öffnung der Arbeitsmärkte im europäischen Wirtschaftsraum verstärkte diesen Trend, weil viele einheimische Arbeitskräfte durch billigere ausländische ersetzt wurden und somit ein kostendeckendes Preisgefüge mit eigenem Personal nicht mehr darzustellen war. Seinen Ausweg aus dieser Situation fand das Unternehmen in der Spezialisierung auf ihre über Generationen gewachsenen Kernkompetenzen: im Bereich Hochbau durch die Verstärkung des Engagements im Schlüsselfertigbau und im Fertigteilbau durch die seit 1963 andauernde kontinuierliche Weiterentwicklung und Ausweitung des Fertigteilbrückenbaus.